»Kümmern Sie sich noch immer um Kleinkram?«, fragte mich N. aus dem Gostorg.
Leider konnte ich ihm damals nicht antworten, dass meine Stellung als Künstler mich verpflichtet, Kleinkram zu sammeln, ihm aufmerksam-wahlverwandtschaftlich zu begegnen, ihn behutsam zu hüten, dass ich vom Auf- und Untergang der Sonne nur anhand des Wechsels von Licht und Finsternis auf den kleinen Gegenständen weiß; dass ich bei direktem Blick in die Sonne nichts sehe und mein Vermögen, Künstler zu sein, verliere, weshalb ich der Sonne systematisch den Rücken zukehre; dass ich, da beständig nur mit Kleinigkeiten befasst, daran gewöhnt bin, nur jenes Universelle hervorzubringen, das sich mir in den Kleinigkeiten auftut; dass ich alle, die unmittelbar mit dem Universellen befasst sind und den Kleinkram verachten, dreier Sünden unserer Gegenwart verdächtige, Sünden oder genauer Pfeiler: Utopismus, Abenteurertum und Pfuscherei; ich denke, auf ebendiesen drei Pfeilern ruht auch die bürgerliche Zivilisation und unterscheidet sich von uns nur durch die Größe des jeweiligen Pfeilers, der größte bei ihnen ist das Abenteurertum, bei uns sind es der Utopismus und die Pfuscherei. Tatsächlich liegt ja der Ursprung des Kapitals im Abenteurertum, der des Sozialismus in der Utopie. Das Abenteurertum hat nach vielen Jahren eine Zivilisation hervorgebracht; warum also sollte dies nicht auch die Utopie?
Michail Prischwin, Tagebuch, 1. November 1930