Das Bett gefällt mir, weil das Kopfteil voll mit Schutzengelbildchen ist, mit Tesa festgeklebt.
Manchmal fällt ein Streifen ab, weil er so alt und vergammelt ist, aber ich reiße mit den Zähnen sofort ein neues Stückchen ab und tausche es aus. Mein liebstes Bild ist das, wo der Engel zwei Kinder beschützt, die kurz davor sind, in einen Abgrund zu stürzen. Die Kinder spielen auf einem Felsen und lächeln dümmlich, wie wenn sie zu Hause auf dem Hof wären und nicht am Rand von einem Abgrund. Sie sind schon ziemlich groß, aber sie stehen da rum wie zwei Vollidioten und gucken, als wäre nichts. Ganz oft schaue ich morgens gleich nach dem Aufwachen auf dieses Bild, bloß um zu sehen, ob die beiden schon abgestürzt sind.
Leyla Martínez, Heiligenbilder und Heuschrecken. Roman