in der mitte von brünn einen brunnen zu suchen
der der stadt den namen gab
die assoziation liegt für deutsche nah
aber brno obwohl schön und von vielen pfaden durchzogen
ist kein schönbrunn oder paderborn
sondern ein altslawischer sumpf ohne vokale
brn
(axh diese wörter mit nichts als konsonanten
wie spricht man sie bloß?
wie die aufdrucke auf t-shirts in BLN-XBRG?)
brno also
ist durchaus auch wässrig aber kein reiner quell gegen den durst
sondern gelber lehm oder schmatzender sumpf
brunnen gibt es hier trotzdem viele
und den tiefsten verrückt wie logisch
auf der höchsten höhe dem špilberk
wo man nie spielte sondern marschierte exerzierte
oder im tiefsten lichtlosesten schwarz
(ich habe die probe gemacht: kein fünkchen licht!)
angekettet saß gefallen aus raum und zeit ins nichts der verzweiflung
während in der nacht des schachts von andern zu strafenden
das wasser gezogen wurde das klare mährische gerinnsel
das sich sammelte damals in 112 metern tiefe
und das heute aus den hähnen fließt
und in den trinkbrunnen plätschert überall in der stadt
den durst verlässlich stillt die flasche füllt
in diesem hochsommerheißen september
die hände kühlt und rauh macht und noch das gewaschene obst
nach brünn schmecken lässt brno