Diese allen Städtern vertraute unbändige Freude, wenn sie der Natur begegnen, hinterlässt wenig Spuren, sie taucht auf und verschwindet, wie bei kurzen Beziehungen. Um wirklich in die Natur hineinzugehen, muss man diese dessertartigen überschäumenden Gefühle hinter sich lassen und sich wie an etwas ganz und gar Unabdingbares und Unausweichliches mit allen Fasern an die beständigen Insektenstiche, die Wechsel von Hitze und Kälte, die Erschöpfung bei überlangen Märschen, den mitunter ungenügenden Schlaf, das mitunter ungenügende Essen gewöhnen. Sind schließlich alle erstarrten Gewohnheiten beseitigt, dann wird – wird irgendwann, eines schönen Abends aus einem zufälligen Gefühl der Freude ein zufälliger Gedanke aufblitzen, und danach wird sich eine besondere wahlverwandtschaftliche Aufmerksamkeit für die alltägliche Umwelt offenbaren. Dann muss man, sofern man dafür irgend Neigung hat, Tagebuch führen, und egal wie schlecht einer schreibt, alles Aufgeschriebene wird für alle interessant sein, denn die Kraft der wahlverwandtschaftlichen Aufmerksamkeit wird einen neuen Blickwinkel auf die Umwelt bieten, und sie wird sich in einer besonderen, gleichsam märchenhaften, doch zugleich auch umso glaubwürdigeren Beleuchtung zeigen. (Michail Prischwin, Tagebuch, 26. August 1930)