Bücher Cécile Wajsbrots »Die Köpfe der Hydra« (Matthes & Seitz, 19,90 Euro) ist ein kleines und doch großes Buch, ein Buch, das sich einem Genre nur schwer zuordnen lässt. Es ist ein Essay über das Altern, die Erinnerung und deren Verlust, das Erzählen, das Schweigen, das Sterben, den Tod – also über das Leben, wie es war, wie es sein sollte, seine Flüchtigkeit im Glück und seine Schwere im Leid. Cécile Wajsbrot erzählt davon, wie ihr Vater, der an Alzheimer erkrankt ist, nicht nur sich selbst zunehmend verliert, sondern sich auch von ihr immer mehr entfernt, trägt zusammen, was sie über Großmutter und Eltern, über Onkel und Tanten weiß, die durch glückliche Fügung Deportation und Vernichtung entkommen sind, nicht aber dem Gefühl der Schuld, das damit verbunden ist und auch ihr Leben bestimmt hat.
Cécile Wajsbrot: »Die Köpfe der Hydra«. Matthes & Seitz 2012, 187 Seiten, 19,90 Euro
FAS Nr. 32, 12. August 2012, Feuilleton Seite 26