Literaturverfilmung An einer Verfilmung von Prousts großem Roman haben sich schon viele Regisseure versucht, und ein fertiger Film, wie der von Schlöndorff, bewies das Scheitern nicht weniger als die nicht realisierten Projekte von Visconti und Joseph Losey. Der chilenische Regisseur Raúl Ruiz hat sich mit der »Wiedergefundenen Zeit« (Filmedition Suhrkamp, 19,90 Euro) das Schwerste, aber auch Einleuchtendste vorgenommen, nämlich eine Filmadaption ausgerechnet des Bandes, in dem die große Synthese aus Empfindung, Reflexion und Erinnerung sich vollzieht. Das ist nicht verfilmbar, denn die Bilder bleiben immer diesseits des Texts. Ruiz weiß das natürlich – und zeigt, dass er es weiß. Und so ist seine Version der »Recherche« nicht nur ein sehenswerter, weiterer gescheiterter Versuch, sondern vor allem eine kinematographische Reflexion über die Unmöglichkeit, diesen Roman zu verfilmen.
Raúl Ruiz: »Die wiedergefundene Zeit«. Nach dem Roman von Marcel Proust. Filmedition Suhrkamp 2011, 1 DVD, 19,90 Euro
FAS Nr. 9, 6. März 2011, Feuilleton Seite 32