Literatur. Wenn ein Buch den Titel »Keine Kunst« trägt und es ein Roman von Péter Esterházy (Berlin-Verlag, 22 Euro) ist, dann kann das nur übermütigstes Understatement sein, und das Buch ganz sicher kein plotbraver Roman. Doppelter Etikettenschwindel also, aber was hat man denn erwartet, bei diesem Erzählvirtuosen, der mit seiner alles mit allem verknüpfenden, von Geschichte zu Geschichte mäandernden Abschweifungskunst die Grenzen der Gattung aufhebt, seine Zitatfeuerwerke zündend, sich aus dem Buch herausbeugend, um dem Leser gerade ins Gesicht zu schauen, ob der mit ihm weint und lacht über seine vor mehr als zwanzig Jahren gestorbene, fußballverrückte Mutter, der dieses Buch gewidmet ist und die hier, zusammen mit unzähligen Verwandten, Bekannten, Nachbarn, Freunden, wieder zum Leben erweckt wird – oder ob der, mit den Gedanken abschweifend, schon seine eigenen Erinnerungsgeschichten spinnt.
Péter Esterházy: »Keine Kunst«. Roman. Aus dem Ungarischen von Terézia Mora. Berlin-Verlag, 253 Seiten, 22 Euro
FAS Nr. 19, 10. Mai 2009, Feuilleton Seite ??