Merkwürdiges Tier
Kinder und Humor, das ist ja so eine Sache. Und kleine Kinder und Ironie erst recht! Dass beides geht, und zwar für Vorschulkinder wie Erwachsene gleichermaßen vergnüglich, zeigt das von Delphine Durand wunderschön bebilderte Buch »Ein merkwürdiges Tier« von Martine Laffon, das die vom Menschen behauptete Sonderstellung seiner Gattung im Tierreich vom Ursprung her unter die Lupe nimmt. Mit einer Geschichte, die witzig-selbstkritisch so beginnt: »Es war vor langer Zeit, vor sehr langer Zeit, vor so langer Zeit, dass sich niemand mehr erinnert. Denn es war zu der Zeit, als es noch keine Menschen gab …« Da trafen sich die beiden Brüder mit den tollen Namen Dabbadoben und Dabbadaunten, um ein neues Tier zu erschaffen. Als sie es den anderen Tieren zeigen, haben die viel zu meckern. Alles, was ein richtiges Tier braucht, fehlt diesem nackten, schwanzlosen, fangzahnarmen Etwas, das wacklig auf seinen viel zu langen zwei Beinen steht und weder Haus noch Panzer noch Federn noch Krallen hat. Was für eine Enttäuschung! Wer braucht denn so was?! Da müssen die beiden Dabbas also noch mal ran. Und haben auch eine Idee. Ob die Tiere danach zufriedener mit dem neuen Wesen sind?
Martine Laffon / Delphine Durand (Ill.): »Ein merkwürdiges Tier«. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel. Atlantis, 32 Seiten, 18 Euro, ab vier Jahren
FAS Nr. 49, 11. Dezember 2022, Feuilleton Seite 46