Raum
Wohl nahezu jedes Kind ist fasziniert von Planeten, Sonne und Sternen. Dass wir auf einer kleinen Kugel durch den unendlichen Raum rasen sollen, erscheint einem als Kind erst mal unglaublich. Aber es macht keine Angst, eher spürt man eine Vertrautheit und Nähe zum Kosmos, als hätte man bestimmte Verbindungen noch nicht gekappt. Dieses Gefühl verliert sich später, vielleicht weil wir erst dann allmählich die Dimensionen begreifen und das Lebensfeindliche des uns umgebenden Raums. Für einige aber bleibt die Anziehung so stark, dass sie sich als Erwachsene, nach sehr hartem Training, aufmachen in den unendlichen Raum. Von diesen Heldinnen und Helden und dem Abenteuer Raumfahrt erzählt die Dichterin Dana Ranga in »Cosmos!«, einem streng in drei Teile gegliederten Band mit sehr klaren, gut verständlichen und erstaunlicherweise dennoch rätselhaften, philosophischen Gedichten, die sich der Vorbereitung, dem Aufenthalt im Weltraum und der Zeit nach der Rückkehr der Astronautinnen und Kosmonauten auf die Erde widmen. Ranga hat sich viele Jahre mit dem Thema beschäftigt, und das merkt man ihren Texten an. Obwohl vieles auf den ersten Blick beiläufig erscheint, ist es genau komponiert und essentiell. Ein wunderbares Buch für alle, die (noch immer) kosmische Abenteuerbücher lieben und gern ihren abschweifenden Gedanken folgen, aber keine Lust auf dicke Raumfahrerbiographien haben.
Dana Ranga: »Cosmos!«. Matthes & Seitz, 116 Seiten, 20 Euro
FAS Nr. 53, 3. Januar 2021, Feuilleton Seite 38