In der Nacht lag ich wach, mittig auf der Matratze ausgerichtet und den Rücken geradegestreckt, beide Hände über dem Bauch gefaltet, und schaute an die Decke: als hätte man mich vorsorglich bereits aufgebahrt. Wie lange ich gelebt hatte, ohne dass mir auch nur ein Hündchen zu nah gekommen wäre, und nun liefen mir die Tiere entgegen, als hätten sie mich eigens erwählt, ohne zu verraten, für was. Wenn ich mich nicht sehr konzentrierte, drehte sich der Raum und ich vergaß, wo mein Kopf lag. Ich spürte die Wärme, die die Außenwände noch vom Sommer hielten. In trauter Regelmäßigkeit gluckste es in den Rohren. Die Wände flossen in die Decke hinein, der Teppichboden saugte die Dunkelheit auf. Eine nackte Glühbirne pendelte in den Raum, als hinge das Haus an ihr und nicht umgekehrt. Sie erinnerte mich daran, wo ich war, gebettet in ein sich sorglos ausdehnendes Universum. Alles driftete in unerträglicher Langsamkeit auseinander. Bald würden sich die ersten Ermüdungsrisse durchs Gemäuer ziehen und kurz darauf käme das Haus an sein natürliches Ende. Ich hätte mein Hab und Gut darauf gewettet, dass ich hören konnte, wie hinter dem verschlossenen Fenster ein Kriecherl ins Gras fiel, gefolgt von einem zweiten.
Jana Volkmann, Der beste Tag seit langem